Die Größe der Einheiten bei den Fußsoldaten der Aramäer lässt sich aus den Aussagen über die Anzahl der von den Ammonitern gegen Israel zu Hilfe gerufenen Aramäern erschließen. Schauen wir uns die beiden auf den ersten Blick ziemlich unterschiedlichen Berichte über den zweiten Aramäer-Krieg in der Vergleichstabelle in Anlage 23a genauer an.
Der Schreiber des Berichts in 1Chr 19,6-7 (rechte Spalte) muss Zugriff auf Insider-Kenntnisse gehabt haben, da er wusste, dass die Ammoniter 1.000 כִּכָּר (KiKaR, übliche Übersetzung: Talente) für die Anwerbung der Aramäer gezahlt hatten. Der ihm berichtende Augenzeuge hatte seine Kenntnis vermutlich aus dem Verhör eines gefangengenommenen hochrangigen Ammoniters oder Aramäers, stand also wohl selbst in der militärischen Hierarchie der Israeliten weit oben. Er berichtet weiter, dass die Ammoniter eigentlich Streitwagen und Reiter anwerben wollten aus Aram-Naharajim, dem Aram der zwei Ströme jenseits des Euphrat, sowie aus Aram-Maacha und Zoba. Von Hadad-Eser, dem König von Zoba, war bekannt, dass er über 1.000 Streitwagen verfügte. Dass diese von David inzwischen vollständig zerstört bzw. beschlagnahmt worden waren (siehe 9.3.2), wussten die Ammoniter wohl noch nicht. Verhandlungspartner der Ammoniter dürfte daher Hadad-Eser, der König von Zoba gewesen sein, der wie in Abschnitt 9.3.1 gezeigt die Oberherrschaft über die meisten Aramäer-Königreiche diesseits des oberen Euphrat hatte und mit Aram Naharajim verbündet war. Bei der in 1Chr 19,7 genannten Zahl von 32 ÄLäPh dürften Einheiten à 100, also 3.200 Streitwagen und Reiter, gemeint sein, da eine Deutung als 32.000 im Vergleich zur Anzahl der Streitwagen und Reiter beim ersten Krieg als viel zu hoch erscheint.
Im Parallel-Bericht in 2Sam 10,6 wird berichtet, was auch ohne Insiderkenntnisse am tatsächlichen Geschehen erkennbar war. Den Ammonitern waren die Aramäer von Bet-Rechob und Zoba zu Hilfe gekommen mit 20 ÄLäPh Fußvolk und der König von Maacha mit 1 ÄLäPh Mann sowie die Mannschaft von Tob mit 12 ÄLäPh Mann. Vergleicht man die Länder, bei denen Truppen angefordert wurden, mit denen, die tatsächlich Truppen gestellt haben, so fällt auf, dass keine Truppen aus Aram Naharajim eingetroffen waren. Möglicherweise wären diese jenseits des oberen Euphrat (mehr als 650 km von Medeba entfernt) lebenden Aramäer nicht rechtzeitig im Land Ammon eingetroffen, so dass Hadad- Eser stattdessen die nördlichen Nachbarn Ammons aus Tob mobilisierte. Die in 2Sam 10,6 als Aramäer von Bet-Rechob und Zoba bezeichneten Männer werden im Parallelbericht unter dem Begriff „Zoba“ zusammengefasst. Die Ortsbezeichnung Bet-Rechob (= Haus Rechobs) in 2Sam 10,6 könnte der Name einer Stadt sein, die nach Rechob, dem Vater Hadad-Esers, des Königs von Zoba, (2Sam 8,3) oder einem gleichnamigen Vorfahren benannt war. Bet-Rechob war so eng mit Zoba verbunden, dass ihre beiden Truppenkontingente in einer Summe angegeben wurden. Möglicherweise hatte Hadad-Eser beide ursprünglich getrennte Länder unter seiner Herrschaft vereinigt, wobei sein Stammland, das nach seinem Vater benannte Bet-Rechob gewesen sein könnte.
Weil David die Streitwagen Hadad-Esers zerstört hatte, trat dieser nur mit Fußsoldaten an. Auch bei den Truppen aus Maacha und Tob lässt die Angabe „Männer“ auf Fußsoldaten schließen. Wahrscheinlich hatte unter den Aramäern diesseits des Euphrat nur Hadad-Eser über Streitwagen verfügt, was ihm die Oberherrschaft über die meisten der übrigen Aramäer-Könige gesichert hatte (2Sam 8,3; 2Sam 10,19). Aber auch wenn nur Fußsoldaten antraten, stimmt doch die Anzahl der ÄLäPh (= Einheiten) in beiden Berichten überein. So entsprechen die 20 ÄLäPh aus Zoba und die 12 ÄLäPh Tobs in 2Sam 10,6 zusammen den 32 angeworbenen Reiter- und Streitwagen-Einheiten in 1Chr 19,7. Trotzdem dürften sich die Ammoniter betrogen gefühlt haben, weil nur Fußsoldaten gesandt wurden. Die Aramäer konnten sich aber darauf berufen, dass sie die gleiche Anzahl Männer geschickt hatten wie vereinbart. Wären die Einheiten jedoch auch noch kleiner gewesen als die bei den Reiter- und Streitwagenabteilungen üblichen 100er-Einheiten, hätte ein klarer Vertragsbruch vorgelegen. Daraus schließe ich, dass bei den Aramäern auch die Fußsoldaten in Einheiten zu 100 Mann organisiert waren und damit alle drei Truppengattungen gleich groß waren. Die (12 + 20 =) 32 ÄLäPh Fußvolk entsprachen somit 3.200 Mann.
Daneben werden in beiden Berichten noch die Männer von Maacha erwähnt, allerdings nur in 2Sam 10,6 mit Angabe einer konkreten Zahl von 1 ÄLäPh (= 1 Einheit mit 100 Mann). Der König von Maacha, der in 1Chr 19,7 ohne Angabe einer Mann-Zahl zusätzlich zu den 32 ÄLäPh als eigenständiger Verhandlungspartner der Ammoniter erwähnt wird, war daher wohl kein Vasall Hadad-Esers. Insgesamt kamen somit 3.300 Aramäer den Ammonitern zu Hilfe. Es entsteht der Eindruck, dass der Schreiber des Berichts in 2Sam 10,6 diese Mann-Zahlen von einem Teilnehmer der Schlacht hatte, während der andere Bericht eher Informationen vom „grünen Tisch“ weitergibt.
Auf Basis der oben ermittelten Größe der Einheiten kann man auch bei den 20 ÄLäPh Fußvolk, die beim ersten Aramäer-Krieg gefangen genommen wurden (2Sam 8,4; 1Chr 18,4), und den 22 ÄLäPh im gleichen Krieg getöteten Männern von Aram Damaskus (2Sam 8,5; 1Chr 18,5) von 100er-Einheiten ausgehen. Es wurden also (20 x 100 =) 2.000 Mann Fußvolk gefangengenommen und (22 x 100 =) 2.200 Mann getötet.