Mose hatte vor Ankunft des Volkes am Sinai und auch vor dem Kampf gegen die Amalekiter schon viele Offenbarungen und Gebote von Jahwe erhalten:
- In Mara, drei Tagereisen nach Durchquerung des Schilfmeeres, legte Jahwe dem Volk Gesetz und Recht fest und gab die Verheißung, dass er ihnen keine Krankheiten auferlegt wie bei den Ägyptern, wenn sie auf seine Stimme hören und tun, was vor ihm recht ist, sowie auf seine Gebote aufmerken und seine Gesetze halten (2Mose 15,22-27).
- Diese festgelegten Gesetze müssen auch das Sabbat-Gebot enthalten haben. Als einige Tage später das Manna vom Himmel fiel, wunderten sich die Israeliten, dass sie am Tag vor dem Sabbat die doppelte Menge aufgesammelt hatten. Da erinnert Mose sie an das, was Jahwe über den Sabbat (schon früher) gesagt hatte (2Mose 16,22-23). Da das Sabbat-Gebot eines der Zehn Gebote ist, kann davon ausgegangen werden, dass alle Zehn Gebote schon in Mara verkündet wurden. Die erst in 2Mose 20,1-17 eingeordnete Niederschrift hängt damit zusammen, dass sie nach Erreichen des Gottesberges nochmals von Jahwe selbst für das Volk hörbar wiederholt wurden (2Mose 20,1+18-19).
- Kurz vor Erreichen der Wüste Sinai hielt Mose im Beisein seines Schwiegervaters einen Gerichtstag von morgens bis abends ab. Er erklärte diesem, dass das Volk zu ihm kam, um Gott zu befragen und ihre Rechtssachen vorzubringen, damit Mose zwischen den Parteien entscheide und ihnen die Ordnungen und Weisungen Gottes bekanntmache (2Mose 18,13-16). Hierbei handelte es sich daher auch um Regelungen über das Zusammenleben, die über die Zehn Gebote hinausgehen, wie sie z.B. in 2. Mose 21-23 niedergeschrieben sind. Auch diese Regelungen waren somit vor Erreichen des Sinai schon bekannt. So konnte Mose nach Erreichen des Sinai sehr schnell zum Bundesschluss schreiten (2Mose 24,1-8).
- Die Einsetzung des Passa-Festes als jährliches Gedenkfest zur Erinnerung an die Errettung der Erstgeborenen Israels mit all seinen Regelungen (2Mose 12,1-27+43-49; 2Mose 13,1-16) erfolgte sogar schon vor dem Auszug aus Ägypten. In diesem Zusammenhang wurde Mose von Jahwe aufgefordert, ihm alle Erstgeburt der Israeliten, Menschen und Vieh, zu heiligen (d.h. zu weihen bzw. auszusondern), da sie Jahwe gehört (2Mose 13,2). Näher auf die männliche Erstgeburt präzisiert und begründet mit der Rettung vor dem Tod aller Erstgeburt in Ägypten wird dies in 2Mose 13,12-15. Schon hier wird angeordnet, dass die Erstgeburt der Menschen ausgelöst werden soll, wie dies dann für die beim ersten Zensus ermittelten Erstgeborenen durch die gesamten männlichen Leviten und für die übrigen durch einen Auslösungsbetrag von je fünf Schekeln erfolgt (4Mose 3,45-48).
Deshalb bin ich davon überzeugt, dass Mose schon vor dem Auszug offenbart wurde, dass die Auslösung der zu diesem Zeitpunkt lebenden Erstgeborenen durch die Leviten erfolgen wird. Dann wäre ihm auch zu diesem Zeitpunkt bereits klar gewesen, dass die Leviten für Gott geheiligt waren und nicht im Kampf eingesetzt werden durften. Die erste These kann damit bestätigt werden. Nun soll auch noch die zweite untersucht werden.