Ergänzend zu den bisher untersuchten Zahlen aus dem zeitlichen Umfeld von Exodus und Landnahme sowie der Richterzeit werden nachfolgend die großen Zahlen in den Berichten über die Königszeit in den Samuel-, Könige- und Chronikbüchern untersucht. Auch hier können durch Deutung des Begriffs ÄLäPh als „Einheit“ in vielen Fällen realistischere Zahlen erreicht und außerdem diverse aus den großen Zahlen entstehende Widersprüche zwischen Parallelberichten aufgelöst werden. Anders als in den Zensusberichten und den meisten Erzählungen über die Richterzeit, muss in diesen Büchern aber kein systematischer Überlieferungsfehler durch die Zusammenziehung von Einheiten und Tausendern bei den ÄLäPh-Angaben angenommen werden. In der Königszeit kamen kombinierte Angaben von Einheiten und Tausendern nicht mehr vor, so dass auch keine Zusammenziehung erfolgen konnte. Die Neubewertung ist deshalb auf Basis der uns heute vorliegenden Grundtexte möglich, d.h. es muss lediglich eine andere Übersetzung des Begriffs ÄLäPh sowie einiger Kontextangaben erfolgen. Hier sind daher nur die beiden ersten Grundannahmen aus Abschnitt ‎1.4 relevant: ÄLäPh bedeutet entweder „1.000“ oder „Einheit“.

Wenn man Angaben zur Heeresgröße oder Musterungsergebnisse aus der Königszeit mit den Zahlen aus der Zeit von Exodus und Landnahme vergleicht, ist der zeitliche Abstand zwischen diesen beiden Epochen zu berücksichtigen. Je länger dieser Abstand ist, umso eher sind größere Abweichungen denkbar. Als Einstieg werde ich daher zunächst auf die in 1Kön 6,1 genannte Frist von 480 Jahren zwischen Exodus und Tempelbau eingehen und sie durch die in Richter und 1. Samuel berichteten Ereignisse verifizieren. Dabei zeige ich einerseits, dass die vor allem von Ägyptologen zur Harmonisierung mit der – auf Fehlinterpretationen von geschichtlichen und archäologischen Quellen beruhenden und deshalb historisch nicht korrekten – ägyptischen Chronologie vorgenommene Reduzierung dieses Zeitabstands nicht haltbar ist. Anderseits ist auch die zur Auflösung von scheinbaren Widersprüchen zu anderen Zeitangaben im Richterbuch von einigen Bibelauslegern vorgenommene Verlängerung dieser Frist unhaltbar. Tatsächlich lassen sich nämlich alle biblischen Angaben zu Regierungszeiten von Richtern und Königen sowie zu Unterdrückungszeiten durch fremde Völker in den 480 Jahren schlüssig unterbringen, in einer wesentlich kürzeren Zeit aber nicht.

Dann zeige ich auf, dass auch die großen Mann-Zahlen aus der Zeit Sauls neu zu bewerten sind und plausibilisiere meine Neubewertungsergebnisse ebenso wie die nur im Neuen Testament überlieferte Dauer der Regierungszeit Sauls von 40 Jahren anhand der geschichtlichen Berichte über dessen Regierungszeit. Danach untersuche ich die Zahlenangaben zu den Kriegen Davids gegen die Aramäer. Hier können durch die Neubewertung der Heeresangaben bei den Aramäern die bisher in den deutschen Übersetzungen bestehenden gravierenden Widersprüche zwischen den beiden Parallelberichten in 2. Samuel und 1. Chronik aufgelöst werden. Das gleiche gilt für die Zahlen in den beiden Parallelberichten zur Volkszählung Davids. Die neubewerteten Volkszählungsergebnisse plausibilisiere ich durch Vergleiche mit den Zahlen einerseits aus der Zeit Sauls und andererseits aus der Zeit des geteilten Reiches bis zu König Usija von Juda. Die sich dabei ergebenden Abweichungen nach oben oder unten von den neubewerteten Ergebnissen der Volkszählung Davids können jeweils plausibel durch Kontextinformationen erklärt werden.