In 4. Mose 1 wird eine Zählung der wehrfähigen Männer über 20 Jahren geschildert, die am Sinai erfolgte. Von einem zweiten Zensus der über 20-jährigen Wehrfähigen ca. 39 Jahre später kurz vor dem Überschreiten des Jordans berichtet 4. Mose 26. Nach Abschluss der zweiten Zählung wird in 4Mose 26,53-54 als Grund für die Zählung angegeben, dass entsprechend dieser Zahlen das Land verteilt werden soll. Jedem Stamm soll nach der Zahl seiner Gemusterten das Erbteil zugeteilt werden.
Wenn man in den Zensuslisten alle אֶלֶף (ÄLäPh) als Tausend liest, ergeben sich in beiden Fällen Zahlen für die Krieger je Stamm im fünfstelligen Bereich, was unvorstellbar hoch ist. Diese Zahlen sind in den uns heute vorliegenden Bibeltexten (auch in den hebräischen Grundtexten und der frühen griechischen Übersetzung Septuaginta) enthalten. Würde man alle ÄLäPh als Einheiten lesen (kein einziges ÄaT), hätte jeder Stamm nur einige 100 waffenfähige Männer. Dies führt zu Widersprüchen gegenüber den im Bibeltext berichteten Ereignissen. Die Frage ist nun, wie viele ÄLäPh als Tausend (ÄaT) gelesen werden müssen. Dieser Frage gehe ich bezüglich der über 20-Jährigen Wehrfähigen in den beiden Zensuslisten in diesem Kapitel nach. Berechnungen erfolgen auf Basis der im Bibeltext angegebenen Mann-Zahlen. Eine Hochrechnung auf die Gesamtbevölkerung erfolgt erst nach näherer Untersuchung der dafür geltenden Rahmenbedingungen ab Kapitel 5.
Vor dem Einstieg noch ein kurzer Exkurs: Viele Ausleger gehen davon aus, dass die Zahlen in den Zensusberichten gerundet sind, da von 24 Zahlen 22 volle 100 betragen. Jeweils eine endet auf 30 bzw. 50. Man könnte daher annehmen, dass grundsätzlich auf volle 100 auf- oder abgerundet wurde, wenn die Zahl nicht genau 50 (oder evtl. eine Spanne von 45 bis 55) betrug. Das würde der weit überwiegenden Anzahl von vollen Hundertern Rechnung tragen. Diese Methode käme unserer heutigen kaufmännischen Rundung nahe. Die Zahl 730 beim Stamm Ruben im zweiten Zensus passt allerdings nicht in dieses Schema. Hier müsste ein Sonderfall angenommen werden. Da es im Folgenden aber um die Neubewertung der gerundeten Zahlen geht, – eine genauere Überlieferung hat auch der Verfasser des Bibeltextes nicht für erforderlich gehalten – kann die Frage nach der Art der Rundung oder den zugrundeliegenden genauen Zahlen m. E. vernachlässigt werden.