Direkt im Anschluss an den Bericht über die Berufung seiner Leibgarde in seinem dritten Jahr als König (1Sam 13,2) folgt der Bericht über den Angriff Jonatans auf einen Philisterposten in 1Sam 13,3 (zitiert nach Schlachter 2000):
3 Und Jonathan schlug den Wachtposten der Philister, der bei Geba war, und die Philister hörten es.
Wie im vorausgehenden Abschnitt erläutert, muss Jonatan am Beginn der Königsherrschaft Sauls noch sehr klein gewesen sein, weil sonst der Altersunterschied zu David, der erst im 10. Regierungsjahr Sauls geboren wurde und nach dem Tod Sauls in dessen 40. Regierungsjahr selbst im Alter von 30 Jahren König wurde, zu groß gewesen wäre. Da Jonatan kaum als kleiner Junge den Angriff gegen den Posten der Philister befehligen konnte, muss zwischen den Versen 2 und 3 in 1Sam 13 ein größerer Zeitraum liegen, in dem Saul seinen Regierungssitz und seine Administration und Machtbasis aufbaute entsprechend dem von Samuel schriftlich festgelegten Recht des Königtums (1Sam 10,25). Wenn dies 15 Jahre bis zum Beginn seines 18. Regierungsjahres gedauert hätte und das im vorausgehenden Abschnitt vorgeschlagene Alter Jonatans von 5 Jahren bei der Berufung der Leibgarde zu Beginn des 3. Regierungsjahres Sauls stimmt, wäre er bei dem Angriff 20 Jahre alt und damit wehrfähig gewesen. In diesem Alter hätte er – da er durch die ihm zugeordnete Leibgarde in Gibea sicher früh auch im Kämpfen ausgebildet wurde – den in 1Sam 13,3 berichteten Angriff auf einen Posten der Philister anführen können. Als Reaktion erfolgte ein massiver Angriff der Philister (1Sam 13,5: die hier genannten großen Zahlen untersuche ich in Abschnitt 9.3.3). Nachdem das Heer der Philister im zentralen Bergland Israels Stellung bezogen hatte, griff Jonatan im Vertrauen auf Gott nur in Begleitung seines Waffenträgers einen Vorposten der Feinde an und sie töteten 20 Männer. Daraufhin fiel ein Schrecken Gottes auf die Philister (1Sam 14,6+13-15). Sie kämpften gegeneinander und auch die Hebräer, die ihnen Heerfolge leisten mussten, wandten sich gegen sie (1Sam 14,20-21). Die Philister flohen und wurden von Saul und seinem Heer verfolgt (1Sam 14,22-23). Nach seinem Sieg kehrte Saul wieder ins Bergland zurück (1Sam 14,46).
Im Anschluss wird über weitere Kriege gegen die Moabiter, Ammoniter, Edomiter, die Könige von Zoba, die Philister und Amalek berichtet, in denen er alle Feinde ringsum bestrafte, die Israel ausplünderten (1Sam 14,47-48). Diese Kriege könnten teilweise auch schon früher stattgefunden haben, so dass hier ein zusammenfassender Rückblick vorliegt. Damit verschaffte er Israel Ruhe von seinen Feinden. Er dürfte etwa sein 23. Regierungsjahr erreicht gehabt haben (Begründung siehe nächster Abschnitt), als Samuel ihn aufforderte, einen Vernichtungsfeldzug gegen Amalek durchzuführen und Mensch und Vieh zu töten (1Sam 15,1-3). Dieser Feldzug war schon von Mose angeordnet worden und sollte durchgeführte werden, sobald Jahwe dem Volk Ruhe von allen Feinden ringsum gegeben hatte (5Mose 25,17-19). Saul stellte dafür ein Heer von 200 ÄLäPh Fußvolk und 10 ÄLäPh aus Juda, also (210 x 50 =) 10.500 Mann auf (1Sam 15,4). Hier bot er nicht das ganze Volk auf, sondern vermutlich die besten Krieger aus den zurückliegenden Kriegen. Gründe für das relativ kleine Kontingent Judas könnten sein, dass ein Teil ihres Gebietes noch durch die Amalekiter besetzt war und/oder dass Saul keine Männer aus den südlichen Gebieten Judas einzog, um die Amalekiter nicht zu warnen. Nach seinem Sieg verstieß Saul gegen die Anordnung Jahwes, den Bann an allem zu vollstrecken, und ließ den Amalekiter-König Agag und das beste Vieh am Leben (1Sam 15,2-3+7-9). Deshalb wurde er von Gott verworfen und Samuel einige Zeit später beauftragt, einen neuen König zu salben (1Sam 15,26; 1Sam 16,1).