Zerbst wendet für die Plausibilitätsprüfung der diskutierten Modelle verschiedener Autoren bestimmte Prüfkriterien an. Eines dieser Kriterien ist, ob die Zahl der diensttuenden Leviten im Alter zwischen 30 und 50 Jahren nach 4. Mose 4 und die Gesamtzahl der männlichen Leviten nach 4. Mose 3 in einem realistischen Verhältnis stehen.1 Im Bibeltext sind für die drei Sippen der Leviten jeweils die Anzahl aller männlichen Personen (ab einem Alter von einem Monat) und die Anzahl der 30- bis 50-Jährigen Männer, die am Heiligtum Dienst tun mussten, wie folgt angegeben: 

Sippe

Gesamtzahl aller Männlichen

30- bis 50-jährige Männer

ÄLäPh

Zahl

ÄLäPh

Zahl

Gerschon

7

500

2

630

Kehat

8

600

2

750

Merari

6

200

3

200

Summe

21

1.300

7

1.580

konventionell

22.300

8.580


Für das Modell nach Mendenhall, der kein einziges ÄLäPh als Tausend wertet und nur die Hunderter und Zehner addiert, stellt er fest, dass das sich ergebende Verhältnis nicht möglich ist, da die Anzahl der Diensttuenden von 1.580 die Gesamtzahl der Leviten von nur 1.300 übersteigt.2

Zerbst nimmt daher an, dass bei der Gesamtzahl der männlichen Leviten ein oder mehrere ÄaT (= ÄLäPh, die als Tausender zu lesen sind)3 vorliegen, wodurch diese Zahl größer wird. Deshalb berechnet er die drei Modellvarianten A mit drei ÄaT, B mit zwei ÄaT und C mit einem ÄaT bei der Gesamtzahl der Leviten.4 Daraus ergeben sich bei Variante A 4.300, bei B 3.300 und bei C 2.300 männliche Leviten. Für alle drei Varianten prüft er das Verhältnis zwischen den 1.580 Diensttuenden und der erhöhten Gesamtzahl der männlichen Leviten auf Basis der Summen für den ganzen Stamm Levi und scheidet Variante C wegen einem zu hohen Anteil der Diensttuenden von 68,9 % als nicht akzeptabel aus.5

Korrekt müsste aber jeweils das Verhältnis der angegebenen Zahlen der drei Sippen der Leviten verglichen werden, wie dies Zerbst in seiner Tafel 86 auch für die Variante A dargestellt hat. Bei dieser Variante mit jeweils einem ÄaT bei jeder Sippe ergeben sich, wenn man die im Bibeltext stehenden Zahlen für die einzelnen Sippen zugrunde legt, folgende Zahlen:

Sippe

 

Gesamtzahl aller Männlichen

30- bis 50-Jährige

Anteil 30- bis 50-Jährige

ÄLäPh ≠ 1.000

Zahl

ÄLäPh ≠ 1.000

Zahl

Gerschon 6 1 ÄLäPh 500 2 630 42,0 %
Kehat 7 1 ÄLäPh 600 2 750 46,9 %
Merari 5 1 ÄLäPh 200 3 200 16,7 %
Summe7 18 4.300 7 1.580 36,7 %


Bei Gegenüberstellung auf Ebene der Sippen wird klar, dass bei allen drei Sippen bei der Gesamtzahl der Männlichen zwingend mindestens je ein ÄLäPh als Tausend (ÄaT) gelesen werden muss, da sonst die Anzahl der Diensttuenden der jeweiligen Sippe größer ist als die Gesamtzahl der Männlichen dieser Sippe (bzw. im Fall von Merari gleich groß). Damit ergeben sich für Gesamt-Levi mindestens drei ÄaT. Zerbsts Varianten B und C sind daher von vornherein nicht möglich.

Die sich bei Variante A ergebenden prozentualen Anteile der 30- bis 50-jährigen von 16,7 bis 46,9 % sind aus den folgenden beiden Gründen kritisch zu sehen. Erstens weichen die Anteile zwischen den Sippen sehr stark voneinander ab. Zweitens sind die Anteile von Gerschon und Kehat sehr hoch. Unsere aktuelle Weltbevölkerung hat einen Anteil dieser Altersgruppe von ca. 27,0 % (siehe Anlage 2, Tab. 1). Bei einem stark wachsenden Volk mit dadurch hohem Anteil von unter 20-Jährigen wäre eher ein noch niedrigerer Anteil der 30- bis 50-Jährigen zu erwarten, keinesfalls aber ein so viel höherer wie bei Kehat und Gerschon. Um ein akzeptables Verhältnis bei den einzelnen Sippen zu erreichen, müssten zusätzliche ÄaT angenommen werden, wodurch sich die Zahl der Leviten insgesamt erhöhen würde. Diese Frage wird in Kapitel ‎7 detailliert untersucht.

  • 1 Vgl. Zerbst: Größe Israels, S. 121, Abschn. 4.4.1

    2 Vgl. ebd., S. 121, Abschn. 4.4.2. (a)

    3  Zerbst verwendet statt „ÄaT“ den Begriff „Sukzessive Additionen“ (siehe 1.3, Fußnote 2)

    4  Vgl. ebd., S. 127, Abschn. 6.2;

    5  Vgl. ebd., S. 128, Abschn. 6.2 (d)

    6  Vgl. ebd., S. 127, Tafel 8

    7  Wegen eines Widerspruchs zwischen der 4Mose 3,39 angegebenen Summe von 22.000 und der sich rechnerisch aus den Teilangaben je Sippe ergebenden Summe von 22.300 wurde vielfach bei dem konventionell größten Stamm Kehat ein Schreibfehler vermutet und die in 4Mose 3,28 angegebene Zahl von 8.600 auf 8.300 reduziert (vgl. ebd., S. 104, Abschn. 2.2.1 und S. 105, Tafel 2). Dem folgt was die Zahl der Hunderter betrifft auch Zerbst (vgl. ebd., S. 127, Tafel 8). Als Summe erhält er dadurch 4.000 männliche Leviten, was zu einem Anteil der Diensttuenden von 39,5 % führt. Für die Reduzierung der im Bibeltext angegebenen Gesamtsumme um 300 Männliche gibt es aber einen Grund, der den meisten Auslegern nicht bekannt ist, obwohl er sich aus dem Kontext erschließen lässt. Dies erläutere ich in Abschnitt ‎7.1.1. Daraus folgt, dass die im Bibeltext angegebenen Teilsummen je Sippe korrekt sind, weshalb ich dieser „Korrektur“ der biblischen Angabe bei Kehat nicht folge.