Beim Exodus zogen die Nachkommen der Sklaven Jakobs, die mit ihm einst nach Ägypten gekommen waren, als Teil ihrer jeweiligen 50-Mann-Arbeitsgruppe mit aus (siehe ‎3.1.1.1). Als beim 1. Zensus zur Vorbereitung der späteren Landverteilung die Männer gezählt und geordnet nach ihren Sippen aufgeschrieben wurden, mussten die Sklaven jedoch aussortiert werden, da sie den Nachweis der Abstammung von einem der zwölf Söhne Jakobs nicht führen konnten (siehe ‎6.1). Sie hatten damit keinen Anspruch auf ein Erbteil im verheißenen Land und konnten auch im Heer nicht als gleichberechtigte Soldaten dienen. Hier haben wir nun wohl die dritte Ursache für den starken Rückgang der Mann-Zahlen zwischen Exodus und 1. Zensus. Von der Differenz von 5.450 Mann waren nach Abzug der 3.000 Toten beim Gericht wegen des Goldenen Kalbs und geschätzten 950 Gefallenen im Zusammenhang mit der Amalekiterschlacht noch rund 1.500 Mann ungeklärt geblieben (siehe ‎3.1.2.1), bei denen es sich wohl um diese Sklaven handelt.

In Anlage 8c, Tab. 9c stelle ich einen Vorschlag vor, wie sich die Sklaven ungefähr auf die zwölf Stämme verteilt haben könnten. Dabei bin ich davon ausgegangen, dass bei den Stämmen, die einen besonders großen Rückgang zwischen Exodus und 1. Zensus zu verzeichnen hatten, mehr Sklaven in den Arbeitsgruppen enthalten waren, als bei den übrigen. Dieser Ansatz wird durch den besonders hohen Rückgang beim Stamm Ruben bestätigt. Bei ihm kann angenommen werden, dass ein höherer Anteil des Rückgangs auf darin enthaltene Sklaven entfällt als bei seinen Brüdern, weil er als Erstgeborener einen doppelt so hohen Anteil von den Herden und Sklaven Jakobs erbte als jeder seiner elf Brüder (siehe ‎5.5.2.5).

Ich habe daher zunächst den prozentualen Anteil je Stamm an der Gesamtdifferenz von 5.450 Mann errechnet. Beim Stamm Ruben ergab sich dabei aus seinem Rückgang von 750 Mann ein Anteil von (750 x 100 ÷ 5.450 =) 13,8 % am Gesamtrückgang von 5.450 Mann. Dies ist der zweitgrößte Anteil nach dem Stamm Juda mit 18,3 %. Mit diesen Prozentwerten habe ich nun die Gesamtzahl der 1.500 Sklaven auf die Stämme verteilt. Um mit runden Zahlen weiterrechnen zu können, habe ich den so erhaltenen Wert auf volle 50 auf- oder abgerundet. Nach Abzug der so ermittelten Sklaven je Stamm komme ich auf die beim Exodus ausgezogenen Israeliten je Stamm. Die Differenz zwischen dieser Ausgangszahl und den beim ersten Zensus aufgeschriebenen Mann-Zahlen lässt sich durch Todesfälle bei der Amalekiterschlacht und beim Gericht wegen des Goldenen Kalbs plausibel begründen. Damit kann der starke Rückgang zwischen den in den Arbeitsgruppen in Ägypten enthaltenen 29.000 Mann und den 23.550 beim 1. Zensus gezählten Israeliten nun befriedigend erklärt werden.

Bei 1.500 Männern im Alter von 20 bis 75 Jahren kann man bei einer stagnierenden Sklavenpopulation rund 500 Jungen und Ältere, also insgesamt 2.000 männliche Sklaven annehmen. Dies entspricht bei ungefährer Geschlechterparität 4.000 Sklaven und Sklavinnen insgesamt, die mit den Israeliten aus Ägypten auszogen. Bis zum Exodus im 215. Jahr wäre die für das 70. Jahr des Ägyptenaufenthalts auf rund 4.000 Personen geschätzte Sklavenpopulation (siehe ‎5.5.2.5) dann etwa gleichgeblieben.

Wahrscheinlich waren diese Sklaven mit dem Mischvolk gemeint, das mit den Israeliten auszog (2Mose 12,37-38):

37 Nun brachen die Söhne Israel auf ⟨und zogen⟩ von Ramses nach Sukkot, etwa 600 000 Mann zu Fuß, die Männer ohne die Kinder. 38 Es zog aber auch viel Mischvolk mit ihnen hinauf, dazu Schafe und Rinder, sehr viel Vieh.

Da Sklaven sozusagen zur Familie gehörten – bei Esau werden die Sklaven als „alle Seelen seines Hauses“ bezeichnet (1Mose 36,6; siehe ‎5.5.2.2) – kann man Vers 38 so deuten, dass das Mischvolk (d.h. die Sklaven) in den etwa 600 ÄLäPh (= Arbeitsgruppen) enthalten war. Die Annahme einer Größenordnung von etwa 4.000 Menschen für dieses Mischvolk, begründe ich in Abschnitt ‎10.1.5. noch etwas ausführlicher.