In einer Alternativberechnung ist in Anlage 15, Tab. 19 (untere Tabelle, 5. Spalte ganz rechts) dargestellt, wie die Parameter verändert werden müssten, um auf etwa 10.273 Erstgeborene zu kommen. Dafür müsste man bei sonst gleichen Parametern annehmen, dass im Durchschnitt des gesamten Zeitraums 16,01 % der Frauen keine Kinder hatten. Entsprechend der Annahme, dass das Bevölkerungswachstum und damit auch die Kinderzahl in den letzten 20 Jahren stark zurückging, dürfte die gestiegene Anzahl kinderloser Frauen im Wesentlichen ebenfalls auf diese Zeit entfallen.
Eine solche Verteilung ist in Anlage 15, Tab. 18 (obere Tabelle, Spalten 8 + 9) dargestellt. Wenn man im übrigen Zeitraum weiterhin nur 10 % kinderlose Frauen unterstellt, müsste man annehmen, dass von den beim Exodus 20- bis 40-jährigen Frauen, die in diesem Zeitraum normalerweise Kinder geboren hätten, durchschnittlich 24,6 % Kinderlos blieben – also neben den normalerweise vorliegenden 10 % weitere 14,6 %. Dies muss allerdings nicht heißen, dass diese 24,6 % alle dauerhaft kinderlos blieben. Auch ein starker Anstieg des Alters, in dem das erste Kind geboren wurde, kann in einem begrenzten Zeitraum wie ein Anstieg der kinderlosen Frauen aussehen, wenn Frauen, die normalerweise in diesem Zeitraum Kinder geboren hätten, diese erst später (hier: nach dem Exodus) zur Welt bringen. Dafür könnten folgende Gründe vorgelegen haben:
- Wegen Überbevölkerung konnte kein neuer Hausstand gegründet werden. Eheschließungen konnten daher nicht oder erst in höherem Alter (wenn Wohnraum durch Todesfälle frei wurde) erfolgen.
- Aufgrund des erhöhten Arbeitsdrucks schon vor der Berufung Moses (siehe 2Mose 2,23) könnten auch Frauen zur Unterstützung der Männer benötigt worden sein. Für die Zeit nach dem Auftreten Moses wird in 2Mose 5,10-12 jedenfalls von einem solchen Szenario berichtet, als das ganze Volk beim Sammeln von Häcksel helfen musste. Auch ein solches Szenario könnte zu einer späteren Fortpflanzung geführt haben.
- Laut Anlage 13, Tab. 15 gab es schon 20 Jahre vor dem Exodus eine Gesamtbevölkerung von 63.744 Personen. Daraus ergeben sich mit dem Faktor 1,7358 aus Anlage 14, Tab 17a (63.744 ÷ 2 ÷ 1,7358 =) 18.362 arbeitsfähige Männer zwischen 20 und 75 Jahren. Diese Zahl stieg bis zum Exodus auf (95.466 ÷ 2 ÷ 1,7358 =) 27.500 an. Diese Männer mussten aus am Arbeitsort vorhandenem Lehm und angeliefertem Strohhäcksel Ziegel herstellen (2Mose 5,7). Es ist denkbar, dass ein Teil der Männer an Orten mit Lehmvorkommen direkt am Nil kaserniert wurde, um dort Ziegel herzustellen, die mit Schiffen zu verschiedenen Baustellen gebracht wurden. Dies hätte Heirat und Fortpflanzung ebenfalls erschwert.
- Frauen, die keine Heiratsmöglichkeit hatten, könnten in den an das Land Gosen angrenzenden Gebieten Stellungen als Dienerinnen in ägyptischen Haushalten angenommen haben (siehe 10.1.4).
Der angenommene Rückgang des Bevölkerungswachstums in den letzten 20 Jahren wäre somit nicht nur durch einen Rückgang der Kinderzahl bei allen Frauen, sondern auch durch einen Anstieg des Alters bei der Geburt des ersten Kindes und eine größere Anzahl von kinderlosen Frauen erfolgt.
In Anlage 15, Tab. 19 (rechte Spalte) ergibt sich folgende Alternativ-Berechnung der Erstgeborenen aus der Anzahl der potenziellen Mütter. Von 27.651 potenziellen Müttern der beim Exodus noch lebenden Bevölkerung werden zuerst 16,01 % (= 4.427) kinderlose Frauen und dann von den verbleibenden Frauen 50 %, die zuerst ein Mädchen geboren haben, abgezogen. Daraus ergeben sich 11.612 männliche Erstgeborene beim Exodus. Das sind (11.612 x 100 ÷ 47.733 =) 24,33 % aller Männlichen. Dieser niedrige Anteil ist der Tatsache geschuldet, dass es in rund der Hälfte der Familien keinen männlichen Erstgeborenen gab, weil zuerst ein Mädchen geboren wurde. Um die Anzahl beim ersten Zensus zu ermitteln, müssen die beim Kampf gegen Amalek und wegen des goldenen Kalbs gefallenen Erstgeborenen abgezogen werden. Dafür sind zunächst die über 20-jährigen Erstgeborenen (11.612 x 61,85 % = 7.182) zu ermitteln. Von diesen sind (7.182 x 14,36 % =) 1.031 gefallen. Damit ergeben sich beim Ersten Zensus 10.581 Erstgeborene. Zieht man davon nun 2,91 % (= 308) Erstgeborene mit einem Gebrechen ab, so kommt man auf 10.273 Erstgeborene, die Gott geweiht werden durften. Von dieser Anzahl gehe ich daher für die weiteren Berechnungen aus.
Damit konnte gezeigt werden, dass die in Abschnitt 5.9 dargestellten demographischen Rahmendaten und die ermittelte Bevölkerungsgröße nicht nur mit den biblischen Zahlenangaben zu den Wehrpflichtigen sondern auch mit denen der Erstgeborenen – als 10.273 Männliche ab einem Monat gedeutet – vereinbar sind. Im nächsten Kapitel prüfe ich nun, ob auch die Zahlenangaben bei den Leviten zu diesem Szenario passen. Dann wäre es als ein mögliches Szenario (neben vielen weiteren denkbaren) bestätigt.