Da Jakob nach der Zerstörung Sichems und dem Umzug nach Migdal Eder noch 22 Jahre in Kanaan lebte, waren die Kinder der kanaanitischen Sklavinnen aus Sichem beim Zug nach Ägypten schon erwachsen. Nimmt man für diese Sklaven eine Anzahl von 150 Personen an, ergeben sich zusammen mit den etwa 150 aramäischen Sklaven Jakobs aus Haran und den 1.200 Nachkommen der aramäischen und ägyptischen Sklaven Abrahams, die er von Isaak erbte, rund 1.500 Sklaven. Diese bildeten ein ziemliches Völkergemisch. Sie lebten zusammen mit der Familie Jakobs verteilt auf die beiden Siedlungsgebiete bei Hebron und bei Migdal-Eder in zwei ziemlich großen Zeltdörfern. Aufgrund ihrer großen Zahl und des begrenzten Siedlungsgebiets dürfte die Heirat zwischen den Sklaven aber lange vor dem Zug nach Ägypten eingeschränkt worden sein. Wahrscheinlich wurden auch überzählige Sklaven vor allem aus den zuletzt hinzugekommenen Kanaanitern aus Sichem verkauft. Die Geschichte Josefs zeigt, dass in Ägypten Nachfrage nach Sklaven aus der Levante bestand. So kann das weitere Wachstum der Zahl der Sklaven Jakobs begrenzt worden sein. Man kann aber trotzdem davon ausgehen, dass Jakob beim Zug nach Ägypten etwa 1.500 Sklaven hatte.

Die Sklavinnen kamen aber keinesfalls als reguläre Ehefrauen der Söhne Jakobs in Frage. Dies zeigen die Berichte über die Eheschließungen Isaaks, Esaus, Jakobs, Judas und Ers, die alle freie Frauen heirateten, deren Väter oder Familien erwähnt werden (1Mose 24,4+15; 1Mose 26,34; 1Mose 28,2, 1Mose 38,2+6+11). Selbst freie Kanaaniterinnen kamen trotz des Verbots Abrahams, Frauen aus Kanaan zu heiraten, offensichtlich eher als Ehefrauen in Frage als Sklavinnen. Freie Frauen konnten keine Sklaven heiraten, da sonst ihre Kinder und sie selbst zu Sklaven geworden wären. Sklavinnen kamen zwar als Nebenfrauen freier Männer in Frage, waren aber – wie das Beispiel Hagars zeigt (1Mose 16,1-6) – freien Ehefrauen nicht gleichgestellt. Es gab damals also eine strikte Zwei-Klassen-Gesellschaft. Die Sklaven erhielten in Zeiten der Hungersnot sicherlich auch eine schlechtere Ernährung als ihre Herren. Die Söhne Jakobs holten nach Beginn der Hungersnot aus Ägypten nur Getreide für die Familie. Dieses war – wohl zur Vermeidung einer Bereicherung von Händlern – auf maximal eine Eselslast pro Mann rationiert, so dass jeder freie Mann selbst nach Ägypten ziehen musste, wenn er einen Anteil erhalten wollte (1Mose 42,2-3+26-27). Ausländische Sklaven erhielten demnach dort keine Versorgung und konnten somit auch nicht stellvertretend für ihre Herren Getreide in Ägypten kaufen. Dies wurde durch genaue Befragung der ausländischen Käufer über ihre Familienverhältnisse sichergestellt (2Mose 42,7-16).

Um auch die Sklaven zu versorgen und den Reichtum Jakobs zu erhalten, war der von Josef veranlasste Zug des ganzen Hauses Jakobs nach Ägypten somit die beste Lösung. Dort sorgte Josef für genügend Land und Nahrung für seine Familie und die zum Haushalt gehörenden Sklaven (1Mose 45,9-11). Nach dem Ende der noch fünf Jahre andauernden Hungersnot (1Mose 45,6) konnten sich die Herden und die Sklaven aufgrund der guten Lebensbedingungen im Land Gosen und unter dem Schutz des mächtigen Wesirs Josef in den ersten Jahrzehnten des Ägyptenaufenthalts weiter vermehren. Bis zum Tod Josefs mit 110 Jahren – 71 Jahre nach Jakobs Zug nach Ägypten – könnte sich die Zahl der Sklaven noch auf geschätzt rund 4.000 Personen vermehrt haben. Eine solche Größenordnung würde zu den Angaben der Auszugsgeschichte passen (siehe ‎5.5.2.6).

Nach dem Tod Jakobs verteilten sich die Herden und Sklaven aber durch die Erbteilung mit der Zeit auf immer mehr Familien. Die Herden je Familie wurden kleiner und es gab genügend Familienmitglieder, die die Tiere hüten und gegen Angriffe von Räubern schützen konnten. Schon bei der Generation der Söhne Jakobs wurde der Besitz in 13 Teile aufgeteilt, wovon der Erstgeborene Ruben zwei Teile und die übrigen elf Brüder je einen Teil erhielten (siehe ‎5.5.2.2). Je nach Anzahl der Söhne einer Familie und danach, ob der Vater selbst ein Erstgeborener war oder nicht, war die Größe des Erbteils pro Kopf in den folgenden Generationen sehr unterschiedlich, so dass es ärmere und reichere Israeliten gab. Bei den ärmeren Familien mussten die Sklaven mit der Zeit verkauft werden. Mit zunehmendem Bevölkerungswachstum wurden auch bei vielen reicheren Familien die Erbanteile pro Kopf kleiner und viele Familien konnten nur noch wenige Sklaven unterhalten, so dass Heiraten zwischen den Sklaven eingeschränkt wurden. Dadurch wurde die Vermehrung bei diesen gebremst, so dass ihre Anzahl stagnierte, während die der Israeliten extrem anstieg. Als die Israeliten um das 135. Jahr in Ägypten zur Zwangsarbeit verpflichtet wurden, mussten die Sklaven der Israeliten dabei selbstverständlich mitarbeiten. Aber sie blieben trotzdem unterklassige Menschen, die von den Israeliten nicht als ebenbürtig angesehen wurden. Wahrscheinlich wurden sie innerhalb der Arbeitsgruppen zu den schwersten und niedrigsten Arbeiten eingeteilt.